Rezidiv (Rückfall) oder Progress (Fortschreiten) nach einer Triplett-Therapie bei mHSPC-Patienten27/7/2025
Progress nach einer Triplett-Therapie beim mHSPC
In den vergangenen Jahren hat sich die Behandlung des metastasierten, hormon-sensitiven Prostatakarzinoms (mHSPC) grundlegend verändert. Statt ausschließlich auf klassische Androgendeprivationstherapie (ADT) zu setzen, stehen heute intensivierte Ansätze wie die sogenannte Triplett-Therapie im Fokus: ADT, ein Androgenrezeptor-Signalweg-Inhibitor (ARPI) sowie die Chemotherapie mit Docetaxel werden bei Patientengruppen mit hohem Risiko zum Standard. Diese Strategie brachte für viele Patienten einen echten Überlebensvorteil, insbesondere bei de novo und high-volume mHSPC. Aber: Was tun, wenn die Erkrankung trotz dieser neuen Therapie fortschreitet? Genau darauf gaben die Expertenvorträge der EAU 2025 spannende und praxisrelevante Antworten – von der erneuten Chemotherapie über neue zielgerichtete Medikamente bis zu Varianten-Management. Aktuelle Behandlungsoptionen bei einem Rezidiv (Rückfall) bzw. einer Progression (Fortschreiten) nach Triplett-Therapie bei mHSPC Wiederholung der Chemotherapie Der Einsatz eines zweiten Taxans z.B. Cabazitaxel aber auch eine Docetaxel-Rechallenge nach Versagen von Docetaxel ist vor allem dann relevant, wenn die Progression aggressiv und klinisch relevant erfolgt. Studien weisen darauf hin, dass ein erneuter Einsatz eines Taxans eine Option darstellt – insbesondere für Patienten, die auf die Erstlinientherapie mit Docetaxel angesprochen haben und für die eine weitere Chemotherapie vertretbar erscheint. Die Wirkung ist jedoch limitiert, und die Entscheidung muss individuell getroffen werden. Ein „Docetaxel-Rechallenge“ bezeichnet den erneuten Einsatz von Docetaxel nach vorangegangener Docetaxel-Therapie – vor allem bei Patienten, die auf die Erstbehandlung angesprochen haben und nach einer längeren therapiefreien Zeit erneut eine chemotherapiebedürftige Progression zeigen. Verschiedene retrospektive Analysen und kleinere Studien deuten an, dass ein Docetaxel-Rechallenge besonders dann sinnvoll sein kann, wenn das Ansprechen auf die erste Gabe gut und die Zeit bis zur Progression (das therapiefreie Intervall) lang war. Die klinische Wirksamkeit kann bei selektierten, fitten Patienten einer Behandlung mit Cabazitaxel durchaus ähneln. Allerdings muss die Entscheidungsfindung stets das individuelle Nebenwirkungsprofil und die bereits aufgetretenen Toxizitäten berücksichtigen. 2. PARP-Inhibitoren Bei Progression kann eine Therapie mit PARP-Inhibitoren, wie Olaparib oder Niraparib, sinnvoll sein – insbesondere bei Patienten mit nachgewiesener Mutation in DNA-Reparaturgenen (z.B. BRCA1/2). Der kombinierte Einsatz mit ARPI wurde in Studien untersucht. Einzelne Daten, z.B. aus TALAPRO-3 und AMPLITUDE, deuten auf Vorteile bei bestimmten genetischen Subtypen hin. Wichtig ist eine vorherige molekulargenetische Diagnostik. Die Kombinationstherapie zeigt einerseits hohe Wirksamkeit, geht aber auch mit einem erhöhten Nebenwirkungsrisiko einher. 3. Lutetium-177-PSMA-Therapie (LuPSMA) Die radioligandengebundene Therapie mit 177Lu-PSMA-Therapie rückt zunehmend auch für Patienten nach Triplett-Versagen in den Fokus. Zentrale Voraussetzung ist eine ausreichende PSMA-Expression. Für viele Patienten – vor allem, wenn andere Optionen erschöpft sind – bietet LuPSMA eine wirksame Therapie, die das progressionsfreie Überleben signifikant verlängern kann. Studien wie PSMAddition erforschen gezielt den optimalen Einsatzzeitpunkt dieser innovativen Therapie. 4. Radium-223-Therapie Die Kombination von Radium-223 mit anderen intensiven Systemtherapien kann Nebeneffekte verstärken, weshalb eine sorgfältige Indikationsstellung und Überwachung erforderlich sind. Radium-223 ist ein alpha-emittierendes Radiopharmakon, das gezielt zur Behandlung von Patienten mit mHSPC und symptomatischen ossären (Knochen-)Metastasen eingesetzt wird. Es imitiert Calcium und reichert sich primär in Knochenmetastasen an, wodurch die dortigen Tumorzellen gezielt bestrahlt und geschädigt werden. Vorteile von Radium-223: • Verbessert das Gesamtüberleben bei Patienten mit Knochenmetastasen, wie randomisierte Studien (z.B. ALSYMPCA) belegt haben. • Senkt das Risiko skelettaler Komplikationen (z.B. Knochenbrüche, Schmerzen). • Gute Verträglichkeit; meist weniger generalisierte Nebenwirkungen als klassische Chemotherapien. Grenzen und Besonderheiten: • Die Wirksamkeit von Radium-223 ist auf Knochenmetastasen begrenzt; es wirkt kaum bei Weichteil- oder viszeralen Metastasen (z.B. Lunge, Leber). • Knochenmarkstoxizität (v.a. Blutbildveränderungen wie Anämie oder Leukopenie) kann auftreten, insbesondere bei vorangegangener intensiver Chemotherapie. 5. Ein zweiter ARSI (Androgen-Rezeptor-Signalweg-Inhibitoren) der neuen Generation Wie der CYP17-Hemmer: Abirateron (unterdrückt die Androgensynthese in Nebennieren und Tumoren) oder ein ARi (Androgen-Rezeptor-Inhibitoren) Enzalutamid, Apalutamid oder Darolutamid. Die Frage nach einem Wechsel des ARPI nach Progression unter einer Triplett-Therapie ist komplex. Die Wirksamkeit eines zweiten ARPI (z.B. Abirateron nach Enzalutamid oder umgekehrt) ist nach heutigem Stand meist gering und oft nur von kurzer Dauer, wie u.a. Ergebnisse der PLATO-Studie zeigen. Dennoch kann bei manchen Patienten, zum Beispiel mit milder Progression oder starker Chemo-Kontraindikation, ein Wechsel kurzfristig sinnvoll sein, bis robustere Optionen (wie Cabazitaxel, PARP-Inhibitor, LuPSMA) möglich sind. 6. Aggressive Varianten Für diese Subgruppen sind Platin-haltige Chemotherapien wie Carboplatin oder Cisplatin und molekular gezielte Therapien Gegenstand aktueller Studien. Aggressive Varianten mHSPC (z.B. mit neuroendokriner Differenzierung) neigen zu besonderer Biologie und zeigen oft eine schlechte Prognose und eingeschränkte Wirksamkeit klassischer Androgensuppression.Eine frühzeitige molekulare Typisierung wird empfohlen, um therapeutische Optionen rechtzeitig anpassen zu können. 7. Andere Therapieoptionen Neben etablierten Standardverfahren stehen beim weitfortgeschrittenem Prostatakarzinom unter bestimmten Voraussetzungen auch experimentellere Behandlungsansätze zur Diskussion: Individueller Heilversuch mit Radionuklidtherapien: Tandemtherapie mit Lutetium-177 und Actinium-225: Hierbei handelt es sich um einen kombinierten Ansatz, der die Eigenschaften zweier unterschiedlicher radioaktiver Isotope nutzt. Lutetium-177 (¹⁷⁷Lu), gekoppelt an einen PSMA-Liganden, gibt Betastrahlung ab. Diese hat eine etwas längere Reichweite und kann kleinere Tumorcluster oder Zellen in der Umgebung des Haupttumors erreichen. Actinium-225 (²²⁵Ac), ebenfalls PSMA-gebunden, liefert die hochenergetische, aber sehr kurzfristig wirksame Alphastrahlung gegen die unmittelbar angebundenen Zellen. Die Idee ist, durch die Kombination beider Isotope eine breitere und potentere Tumorbestrahlung zu erreichen, wobei sich die Wirkmechanismen ergänzen sollen. 225Actinium-PSMA-Therapie: Bei diesem Ansatz wird das radioaktive Isotop Actinium-225 (²²⁵Ac) an einen spezifischen Träger (ein PSMA-ligand) gekoppelt. Bipolare Androgentherapie (BAT): Die weniger bekannte Therapieoption Bipolare Androgentherapie (BAT) stellt eine Form der Hormonmanipulation dar, die auf einem paradoxen Effekt beruht. Statt die Androgenwirkung weiter zu blockieren (wie bei der Standard-ADT - Androgendeprivationstherapie), werden hierbei dem Körper zeitweise sehr hohe Dosen von Testosteron zugeführt. Die Hypothese dahinter ist, dass diese "Schock"-Dosen von Testosteron bei einem Teil der kastrationsresistenten Prostatakarzinomzellen, die sich an niedrige Androgenspiegel angepasst haben, einen programmierten Zelltod (Apoptose) auslösen können. Nach der Hochdosis-Phase folgt typischerweise wieder eine Phase der Androgenunterdrückung. Dieser Wechsel zwischen extrem hohen und sehr niedrigen Androgenspiegeln gibt der Therapie den Namen "bipolar". Ein wichtiger klinischer Beleg für das Konzept lieferte die TRANSFORMER-Studie, die zeigte, dass BAT bei manchen Patienten nach Versagen anderer Hormontherapien wirksam sein kann und eine Alternative zu weiteren Chemotherapielinien darstellen könnte. Teilnahme an klinischen Studien: Für Patienten, bei denen die verfügbaren Standardtherapien nicht mehr wirken oder nicht infrage kommen, stellt die Teilnahme an einer klinischen Studie eine potenziell wichtige Option dar.. EAU25 - Jahreskongress der Europäischen Gesellschaft für Urologie 21. bis 24. März 2025 in Madrid, Spanien UroToday EAU 2025: A Case of Progression After Triplet Therapy for mHSPC: Evidence for and Against a Second Taxane EAU 2025: Ein Fall von Progression nach Triplett-Therapie bei mHSPC: Evidenz für und gegen ein zweites Taxan www.urotoday.com/conference-highlights/eau-2025/eau-2025-prostate-cancer/159272-eau-2025-a-case-of-progression-after-triplet-therapy-for-mhspc-evidence-for-and-against-a-second-taxane.html EAU 2025: A Case of Progression after Triplet Therapy for mHSPC: PARP Inhibitors Alone or in Combination? EAU 2025: Ein Fall von Progression nach Triplett-Therapie bei mHSPC: PARP-Inhibitoren allein oder in Kombination? www.urotoday.com/conference-highlights/eau-2025/eau-2025-prostate-cancer/159269-eau-2025-a-case-of-progression-after-triplet-therapy-for-mhspc-parp-inhibitors-alone-or-in-combination.html EAU 2025: A Case of Progression After Triplet Therapy for mHSPC: LuPSMA, Who and When?EAU 2025: Ein Fall von Progression nach Triplett-Therapie bei mHSPC: LuPSMA, wer und wann? www.urotoday.com/conference-highlights/eau-2025/eau-2025-prostate-cancer/159264-eau-2025-a-case-of-progression-after-triplet-therapy-for-mhspc-lupsma-who-and-when.html EAU 2025: A Case of Progression After Triplet Therapy for mHSPC: Radium-223 Alone or in CombinationEAU 2025: Ein Fall von Progression nach Triplett-Therapie bei mHSPC: Radium-223 allein oder in Kombination www.urotoday.com/conference-highlights/eau-2025/eau-2025-prostate-cancer/159232-eau-2025-a-case-of-progression-after-triplet-therapy-for-mhspc-radium-223-alone-or-in-combination.html EAU 2025: A Case of Progression After Triplet Therapy for mHSPC: Evidence for and Against a Second ARPI EAU 2025: Ein Fall von Progression nach Triplett-Therapie bei mHSPC: Evidenz für und gegen eine zweite ARPI www.urotoday.com/conference-highlights/eau-2025/eau-2025-prostate-cancer/159263-eau-2025-a-case-of-progression-after-triplet-therapy-for-mhspc-evidence-for-and-against-a-second-arpi.html EAU 2025: A Case of Progression After Triplet Therapy for mHSPC: Aggressive Variants EAU 2025: Ein Fall von Progression nach Triplett-Therapie bei mHSPC: Aggressive Varianten www.urotoday.com/conference-highlights/eau-2025/eau-2025-prostate-cancer/159259-eau-2025-a-case-of-progression-after-triplet-therapy-for-mhspc-aggressive-variants.html Kastrationsresistenter Prostatakrebs (CRPC): Was tun wenn Hormontherapie nicht mehr wirkt?12/3/2025
11.03.2025
Westdeutsches Prostatazentrum Dr. Pedram Derakhshani, leitender Urologe vom Westdeutschen Prostatazentrum in der KLINIK am RING - Köln www.youtube.com/watch?v=HXuygei2C6U Open access - Published: 27 January 2025 Springer Link Christian PadevitKlinik für Urologie, EBU Certified Training Centre, Kantonsspital Winterthur, Winterthur, Schweiz link.springer.com/content/pdf/10.1007/s41973-025-00282-8.pdf 17.12.2024 Open access Springer Link Strahlentherapie und Onkologie Olaparib bei biochemischem Rezidiv des High-risk-Prostatakarzinoms nach Prostatektomie link.springer.com/content/pdf/10.1007/s00066-024-02350-3.pdf 01.11.2024 Deutsches Ärzteblatt MEDIZIN: Übersichtsarbeit Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 725-32; DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0156 Willmann, Jonas; Andratschke, Nicolaus; Klußmann, Jens Peter; Gschwend, Jürgen E.; Tabatabai, Ghazaleh; Niyazi, Maximilian www.aerzteblatt.de/archiv/241617/Kriterien-fuer-Re-Bestrahlung Kriterien für Re-Bestrahlung (Grafik) Ausgewählte, prospektive, nichtrandomisierte klinische Studien zur Re-Bestrahlung beim Prostatakarzinom Dtsch Arztebl Int 2024; 121: 725-32; DOI: 10.3238/arztebl.m2024.0156 www.aerzteblatt.de/archiv/241617/Kriterien-fuer-Re-Bestrahlung#group-9 Olaparib beim biochemischen Prostatakrebs-Rezidiv mit HRR-Mutationen auch ohne ADT eine Option24/8/2024
23.08.2024 Biermann-Medizin.de biermann-medizin.de/olaparib-beim-biochemischen-prostatakrebs-rezidiv-mit-hrr-mutationen-auch-ohne-adt-eine-option/
Strube Stiftung am 02.07.2023
Strube Stiftung am 25.06.2023
Fallkonferenz Prostatakarzinom - interdisziplinär zur besten Entscheidung (CME-Kurs - nmCRPC)29/12/2022
Prostata-Ca: Der Rezidiv-Finder (PSMA-PET/CT - mit dem Isotop Zirkonium 89 (89Zr) als Radiotracer)13/5/2022
DocCheck am 13.05.2022 www.doccheck.com/de/detail/articles/38542-prostata-ca-der-rezidiv-finder Suchwörter | Keywords: DocCheck.com, 2022, Rezidiv, PET/CT, PSMA-PET/CT, PSMA, PSMA PET Thieme | thieme-connect.com Nuklearmedizin DOI: 10.1055/a-1697-8111 www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/a-1697-8111 Suchwörter | Keywords: Oligometastasiert, Prostatakrebs, PSMA PET/CT, Rezidiv, MDT, PSA
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Oktober 2025
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Leider dauert die Entwicklung neuer Medikamente oft Jahre, manchmal sogar Jahrzehnte und oft erweisen sich große Erwartungen auf neue Wirkstoffe, Techniken und Therapien als Trugschluss und in der Entwicklung schaffen es leider nur die allerwenigsten Medikamente bis zur Zulassung und Marktreife. Aber es gibt Hoffnung auf neue wirksamere Medikamente und bessere Therapien. |





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